Schlagwort-Archive: Sigrid Ebert

Die Intensität des Augenblicks

In Bremen fand in den großen Ferien bereits zum 3. Mal ein Sommercamp für Drittklässler überwiegend ausländischer Herkunft statt. Viele stehen in Gefahr, Schulversager zu werden.

Die Kinder fuhren für drei Wochen in Landschulheime. Jeden Tag standen zwei Stunden Sprachunterricht und zwei Stunden Theater auf dem Programm. Die Stücke wurden am Ende der Ferien aufgeführt. Nach dem Sprach- und Theaterprogramm hatten die Kinder jede Menge Zeit zum Spielen, Toben und für Abenteuer.

Abenteuer Lernen

Abenteuer Lernen

Die Jacobs-Stiftung bezahlte im ersten Jahr außer allen Kosten auch eine aufwendige Auswertung durch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Dritter im Bund war der Senator für Bildung, der sich verpflichtetet hatte, das Projekt bei Erfolg weiterzuführen.

Das Ergebnis der Auswertung ist nun so sensationell, dass es die Bildungsforscher Petra Stanat und Jürgen Baumert – sie haben auch die erste Pisa-Studie in Deutschland verantwortet – zunächst nicht glauben konnten. Die Sprachkompetenz der Kinder ist in drei Wochen Sommercamp so stark gewachsen wie üblicherweise im Verlaufe eines Schuljahres.

Der Effekt eines Schuljahres in nur drei Wochen dieser Sprachferien? Es fällt schwer, dieses Ergebnis zu glauben. Und genau in diesem Glauben oder Unglauben, also darin, was man für möglich hält,  steckt der größte Teil des Problems und vielleicht auch die Lösung.

Wenn man Pädagogen sagte, sie bekämen alle Ressourcen und hätten alle Freiheiten, aber sie müssten mit ihren Schülern in drei Wochen den Kompetenzgewinn eines Schuljahres erzielen, dann würden sie zuerst protestieren. Dann würden sie sich fügen und würden glauben, solch harte Vorgaben nur mit allergrößtem Druck erfüllen zu können.

Der Glaube an den Druck ist hierzulande noch viel stärker als das Vertrauen in die Lernbereitschaft. Entsprechend selten werden für das Lernen einladende Bedingungen geschaffen. Sind vielleicht Druck und Misstrauen, von dem viele meinen, sie seien nötig, die größten Lernverhinderer und Zeitfresser?

Nicht die Fülle sondern die Intensität ermöglicht den Lernerfolg. Aber die Paradoxie auszuhalten, dass man Zeit nur gewinnt, wenn man Intensität wagt, ist halt voller Risiken. Man weiß nicht wie es ausgeht. Und dem steht die deutsche Krankheit entgegen, die Angst vor der Angst.

Quelle „Die Zeit“  Reinhard Kahl 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Auf der Suche nach dem Kapiertrieb II

Hirnforscher beweisen: Erkenntnis macht Lust, Lernen ist wie Sex. In Deutschland verbreitet diese Botschaft der Lernforscher Henning Scheich, Magdeburg. Er hat den „Glückseffekt“ beim Lernen direkt gemessen – wenn auch nur in Versuchen an Wüstenrennmäusen. Doch Henning Scheich bleibt bei der Maus nicht stehen.

Der Neurobiologe ist überzeugt, dass die grundlegenden Lernmechanismen bei Nager und Mensch dieselben sind. Daher hat er aus seinen Ergebnissen „biologische Thesen zum optimalen Lernen“ formuliert, die künftig in der Pädagogik mehr Beachtung finden sollen. Wer von der Arbeitsweise des Gehirns nichts verstehe, habe „keine Ahnung davon, wie Kinder am besten lernen,“ meint Scheich.

Mit Freude lernen

Mit Freude lernen


„Ganz gewiss lässt sich kein Schulsystem direkt aus der Hirnforschung ableiten,“ räumt Manfred Spitzer, Psychiater und Mediziner, ein. Darüber hinaus liefert die Hirnforschung bei Licht betrachtet, oft nicht viel mehr als eine Bestätigung alter, längst bekannter Weisheiten: Das Lernen mit Lust verknüpft ist und emotional gefärbte Erlebnisse besser als neutrale erinnert werden, erkannte schon vor über 300 Jahren der Verfasser der Didactica Magna, Jan Amos Comenius. „Alles was beim Lernen Freude macht, unterstützt das Gedächtnis,“ brachte Comenius die spätere Erkenntnis der Neurodidaktik auf den Punkt.

Und die scheinbar moderne Einsicht, dass Informationen dann am besten verarbeitet werden, wenn sie auf möglichst vielfältige Weise – gesungen, gereimt, gemalt – den Wahrnehmungsapparat anregen, entspricht just der Maxime von Heinrich Pestalozzi (1746-1827), eine gute Erziehung müsse „mit Kopf, Herz und Hand erfolgen.

Die Neurodidaktiker selbst geben auch gar nicht vor, Brandneues zu präsentieren. „Wir müssen zu den pädagogischen Klassikern wie Comenius, Pestalozzi oder Montessori zurück“ sagt Henning Scheich. Vor allem aber räumt die Hirnforschung mit dem Irrglauben auf, wir müssten uns zum Lernen zwingen. Im Gegenteil: Unser Gehirn lernt immerzu, ob wir wollen oder nicht. Wer es nicht glaubt, wird von allen Babys eines besseren belehrt. Von Anfang an erforschen sie die Welt, üben sich unermüdlich im Laufen, Sprechen oder Nervensägen – und haben offensichtlich Spaß daran.

Quelle „Die Zeit“ Geschichte Nr. 1 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Auf der Suche nach dem Kapiertrieb I

Hirnforscher beweisen: Erkenntnis macht Lust, Lernen ist wie Sex. Aber das glaubt natürlich keiner. Lernen gilt als saure Pflicht, öde und nervtötend. Dabei könnte nichts weiter von der Wirklichkeit entfernt sein: Erstens ist der Trieb nach Erkenntnis mit dem Sexualtrieb durchaus vergleichbar, woraus zweitens folgt, dass Lernen sexy ist, was drittens erklärt, warum unser Gehirn nichts lieber tut als eben das: Lernen.

Aber die Pisa – Studie, der Schulfrust, die Bildungsmisere? Kommt später. Zunächst einmal zeichnet sich der Homo sapiens vor allen anderen Spezies durch eine besondere Fähigkeit aus: seine fast unendliche Lernfähigkeit. Erst der Drang, immer Neues zu entdecken, zu verstehen und aus Fehlern zu lernen, verhalf unserer Gattung zu ihrem evolutionären Siegeszug auf unserem Planeten.

Glücksgefühle durch Aha-Erlebnisse

Glücksgefühle durch Aha-Erlebnisse

Den entscheidenden Kick, so glaubt der Tübinger Hirnforscher Valentin Braitenberg, habe dem Menschen das Glücksgefühl seiner Aha – Erlebnisse gegeben. Zusätzlich zu den natürlichen Trieben wie Essen und Fortpflanzung habe die Natur dem Homo sapiens mit einem „Kapiertrieb“ ausgestattet, der uns Lust daran empfinden lässt, Einzelheiten zu einem Ganzen zu fügen und neue Verknüpfungen zu erkennen – sei es die Pointe eines Witzes oder die Erkenntnis eines mathematischen Theorems.

Das dieser Trieb so stark ist, erklärt der Hirnforscher so: Offenbar ist in der grauen Vorgeschichte der Menschheit eine Art Kurzschluss im Hirn entstanden, irgendwo zwischen einem Kontrollorgan, das Gehirninhalte ordnet, und einem Zentrum, in dem Schlüsselreize eines animalischen Triebs angesiedelt sind. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um das Sexualzentrum handelt.

Klingt gewagt? Weil Sex nur Lust erzeugt und Lernen vor allem anstrengend ist? Weit gefehlt. „Auch sexuelle Aktivität ist anstrengend“, gibt der amerikanische Hirnforscher John Gottman zu bedenken. Aber da beide Tätigkeiten wichtig für den Fortbestand unserer Gattung seien, würden sowohl beim Sex als auch beim (erfolgreichen) Lernen Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die das körpereigene Belohnungszentrum anregten. „Eine neue Stadt zu entdecken, eine neue Sprache zu lernen, das löst ein ähnliches Gefühl aus wie die Einnahme von Kokain“, schwärmt Gottman.

Quelle „Die Zeit“ Geschichte Nr. 1 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Armut schlägt auf’s Hirn

Professor Martha J. Farah, Neurobiologin an der Universität von Pennsylvania hat in standardisierenden Tests herausgefunden, dass Kinder, die in Armut aufwachsen, einen niedrigeren Intelligenzquotienten haben.

Erstaunlicher Weise ist es nicht der Drogenmissbrauch, der ja in ärmeren Gesellschafts-schichten häufig ist: die so genannten Crack-Babys, Kinder von Drogenabhängigen, schnitten nicht schlechter ab als Kinder von Nichtdrogenabhängigen. Es ist tatsächlich die Armut, die den IQ beeinflusst.

Was also beeinflusst die Hirnentwicklung der Kinder: schlechte Ernährung, schlechtere gesundheitliche Versorgung, das soziale Umfeld, schlechte Lebenssituation, Stress der Eltern? Diese Fragen stellte sich Prof. Farah, und sagt: „Das Armut mehr ist als nur Geldmangel, ist mir bei meinen Studien sehr schnell klar geworden.“

Sie entdeckte, dass auch die körperliche und geistige Gesundheit der Eltern eine große Rolle für die Hirnentwicklung des Kindes spielen.

Spielen bringt geistige Gesundheit

Spielen bringt geistige Gesundheit

In einer vergleichenden Untersuchung von Kindergartenkinder unterschiedlicher sozialer Klassen stellten die Wissenschaftler fest, dass Kinder aus armen Familien im Vergleich zu Mittelklassekindern eine deutlich schlechtere Sprachfähigkeit haben, ein schlechteres Arbeitsgedächtnis und dass sie sich schlechter konzentrieren können.

Und sie fanden heraus, dass Armut verschiedene Hirnregionen unterschiedlich stark beeinflusst. In diesen Regionen waren die Nervennetzwerke weniger eng geknüpft und sie waren anders strukturiert als bei Gleichaltrigen.

Welche Faktoren führen zu diesen Fehlentwicklungen? Studien haben gezeigt, dass bei Kindern, die häufig negativem Stress ausgesetzt waren, die Stresshormone länger im Blut nachweisbar waren. Das könnte eine Ursache der veränderten Hirnentwicklung sein, vermuten die Wissenschaftler.

Wenn die Eltern eine Möglichkeit hatten, den eigenen Stress abzubauen, und sie lernten, wie man Kindergeschichten richtig betont vorliest, verbesserten sich die Hirnleistungen der Kinder. Erfahren die Kinder viel Geborgenheit und Zuwendung, verbesserte sich auch ihr Gedächtnis wieder. Das sollte allerdings bis zum Alter von vier Jahren geschehen sein. Denn danach sind die Hirngebiete soweit ausgereift, dass sie nur noch schwer verändert werden können.

Die Wissenschaftler fordern für arme Familien ein entsprechendes Training. Nur so kann die Zukunft der Kinder und der Gesellschaft gesichert werden.

Quelle „Die Welt“ 19.02.2008 Pia Heinemann Zusammenfassung Sigrid Ebert

Zuviel Fernsehen macht dumm

Regelmäßiges Fernsehen im Vor- und Grundschulalter wirkt sich auf die Schulnoten aus. Zahlreiche Eltern und Pädagogen haben es schon lange vermutet, nun wurde es im Rahmen einer Studie mit 6000 Kindern aus sechs verschiedenen deutschen Bundesländern auch wissenschaftlich bestätigt.

Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Dauer des Fernsehens und den Schulnoten: Je früher und je länger ein Kind vor der Glotze sitzt, umso schlechter ist sein späterer Lernerfolg und auch sein Schulabschluss.

Zuviel Fernsehen macht dumm

Damit sind Schulleistungen stärker vom Fernsehen abhängig als vom sozialen Hintergrund, erläutert Christian Pfeiffer, der Leiter der Forschungseinrichtung.

Bereits jeder vierte Schulanfänger hat ein eigenes Fernsehgerät im Kinderzimmer. Am häufigsten wird in den neuen Bundesländern ferngesehen.

Auch Videospiele, besonders die nicht jugendfreien, wirken sich nach Angaben der Experten auf den Lernerfolg der Jugend aus: Wer die Finger von diesen Spielen lässt, ist schon als Zehnjähriger eine Note besser als diejenigen, die sie regelmäßig spielen, so Pfeiffer.

Sowohl die Eltern, wie auch die Pädagogik sind für den exzessiven Fernsehkonsum verantwortlich. Viel zu früh und viel zu häufig werden Kinder an diese Medien herangeführt.

Die Experten raten dringend, sich mehr Zeit für die Kinder zu nehmen und sie durch kreative Spiele zu fördern.

Quelle P.M. Februar 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Wenn Wörter laufen lernen

Hirnforscher und Linguisten bürsten gängige Ansichten über unsere kommunikativen Fähigkeiten gerne gegen den Strich. So etwa die Vorstellung, dass Mehrsprachigkeit das kindliche Gehirn verwirre und in seiner Entwicklung störe. Oder das Gebärdensprache keine richtige Sprache sei. Oder dass Gespräche mit 6-Jährigen weniger komplex seien als solche mit 16-Jährigen.

Seit Paul Broca (1824-1880) das Gehirn seines legendären Patienten „Monsieur Tan“ untersuchte, haben Forscher immer klarer herausgearbeitet, welche Hirnregionen welche Aufgaben erfüllen, damit wir Sprache verstehenoder selbst produzieren können.

„Monsieur Tan“ gab den Sprachgelehrtenseiner Zeit Rätsel auf, weil er ganz offenbar in der Lage war, alles zuverstehen, was man ihm sagte – dennoch aber bis auf die Silbe „tan“ keine eigenen Äußerungen mehr hervorbrachte. Ursache dafür war eine Läsion im linken Stirnhirn, wie Paul Broca nach dem Tod des Patienten feststellte.

Wenn Wörter laufen lernen

Heute können Wissenschaftler dem lebenden Gehirn bei der Arbeit zusehen. So entdeckte die Neurolinguistin Angela Friederici des Max-Planck-Instituts für Kognititions- und Neurowissenschaften, dass beim Spracherwerb des Kindes nacheinander verschiedene Hirnregionen aktiv werden – in einer festen zeitlichen Reihenfolge. Die linke Hemisphäre ist dabei für Syntax und Semantik zuständig, die rechte für die Prosodie – die Satzmelodie.

Das wachsende Wissen gerade um die erstaunlich früh ausgebildete passive Sprachfähigkeit von Säuglingen und Kleinkindern hat auch handfeste Implikationen für den Umgang mit unserem Nachwuchs: Wer viel mit seinem Baby spricht und ihm vorliest, fördert auf natürliche Weise dessen geistige Fähigkeiten.

Quelle Fokus April 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Sind Mädchen schlechter in Mathe als Jungen?

Klare Antwort: Ja! Bei der Pisa – Studie waren die Jungs um 9 Punkte besser als die Mädels – diese waren dafür allerdings bei der Lesekompetenz um sensationelle 42 Punkte besser als die Jungs!

Die Psychologin Janet S. Hyde stellte fest, dass es vor der Pubertät kaum Leistungsunterschiede gibt. Doch dann wächst der Vorsprung der Männer.

Frauen und Rechnen - die Einstellung macht's

Frauen und Rechnen - die Einstellung macht's

Die Frage müsste also richtiger lauten: Warum sind Frauen schlechter in Mathe?

Einige Forscher meinen, das sei genetisch bedingt – so wie die Vorliebe von Mädchen für Puppen und die der Jungs für Autos. Männer nutzen z.B. mehr die rechte Gehirnhälfte, die sich beim Lösen von mathematischen Problemen besser eignet als die linke Gehirnhälfte. Andere Forscher glauben, Frauen würden in Mathematik einfach weniger gefördert. Oder sie interessierten sich weniger für naturwissenschaftliche Berufe, weil die Schwierigkeiten, Familie und Beruf zu vereinen, dort größer sind.

So viele verschiedene Erklärungsversuche, und was ist nun richtig?

Es wird noch verwirrender: Bei Tests zur mathematischen Begabung scheint auch die sich selbst erfüllende Prophezeiung eine Rolle zu spielen.

Wurde vor den Tests betont, dass Frauen von Natur aus schlechter in Mathe seien, so lösten die Mädchen ihre Aufgaben tatsächlich schlechter als wenn sie zuvor gegenteilig „programmiert“ wurden.

Quelle P.M. Mai 2007 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Warum Mädchen sprachbegabter sind…

Es ist bereits vielfach belegt, dass Mädchen sprachbegabter sind als Jungen – warum das so ist, erklärt jetzt ein amerikanisch-israelisches Forscherteam im Fachblatt „Neuropsychologia“.

Mädchen verarbeiten Sprache in allen Variationen sofort im Sprachzentrum. Jungen dagegen verarbeiten Sprache über den Kanal, über den sie hereingekommen ist: Gelesene Sprache wird zunächst in den für Visuelles zuständigen Hirnregionen verarbeitet, gehörte Sprache wird zuerst auditiv verarbeitet, bevor sie ins Sprachzentrum gelangt.

Das Forscherteam um Douglas D. Burman von der Northwestern University in Evaston hat 31 Mädchen und 31 Jungen im Alter zwischen neun und fünfzehn Jahren sprachliche Aufgaben lösen lassen. Dabei beobachteten sie die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der Magnetresonanztomografie. Die Aufgaben wurden in zwei Formen angeboten: ein Text wurde gesprochen, konnte aber nicht mit gelesen werden, oder ein Text musste gelesen werden, konnte aber nicht gehört werden.

sprachbegabte Mädchen

sprachbegabte Mädchen

Es zeigte sich, dass die Mädchen durchweg eine größere Aktivität im Sprachzentrum zeigten als die Jungen. Alle sprachlichen Informationen – egal, wie sie angeboten wurden – marschierten bei ihnen ohne Umwege direkt ins Sprachzentrum, das mit der Region für abstraktes sprachliches Denken verbunden ist. Die Mädchen lösten die Aufgaben umso besser, je stärker ihr Sprachzentrum aktiviert war.

Die Leistungen der Jungen hingen davon ab, wie gut ihre visuellen Hirnregionen (beim Lesen) aktiv waren und wie gut ihr auditives System (beim Hören) arbeitete.

Die Forscher regen an, bei Jungen Lerninhalte anders zu prüfen. Sie sollten gehörte Lerninhalte am besten mündlich wiedergeben. Aus gelesenen Texten gewonnenen Informationen sollten Jungen hingegen schriftlich wiedergeben. Bei Mädchen ist diese Unterscheidung unnötig.

Quelle „Die Welt“ 10.03.2008 Zusammenfassung Sigrid Ebert

Der Jugendwahn hat ausgedient

Die Metro Group, eines der größten Handelsunternehmen weltweit, setzt zunehmend auf erfahrene Mitarbeiter. Der Konzern hat Altersteilzeit und Frührente abgeschafft. „Wir können es uns nicht mehr leisten, die Menschen in diesem Alter gehen zu lassen. Wir brauchen sie für ein längeres Berufsleben, so der Personalvorstand der Metro AG, Zygmunt Mierdorf. “

Wir müssen uns umstellen. In Zeiten der staatlich subventionierten Frührente war Alter ein Diskriminierungsmerkmal. Das wird es so in Zukunft nicht mehr geben, denn alle Signale verändern sich in dieselbe Richtung. Das Durchschnittsalter der Belegschaft steigt, die Baby – Boomer altern, der jüngere Teil der Gesellschaft ist nicht mehr der dominierende.

Expertenwissen der Älteren

Expertenwissen der Älteren

Zygmunt Mierdorf: „Unternehmen tun deshalb gut daran, die Qualitäten des Alters zu erkennen. Wir kombinieren zum Beispiel das Wissen der Erfahrenen mit der Dynamik der Jungen in Teams und Projekten, es erweist sich als sehr erfolgreiche Mischung. Wir beteiligen uns auch nicht an dem Jugendwahn in der Rekrutierung. Für uns sind alle Altersgruppen interessant, ohne Ausnahme. In den letzten zwei Jahren haben wir rund 2700 Mitarbeiter im Alter über 50 eingestellt. Diese Menschen haben heute wieder eine Perspektive, nach den geltenden Bedingungen hat ein 50-Jähriger in Deutschland noch 17 Jahre Arbeitsleben vor sich.“

Die Metro investiert in die Köpfe ihrer Mitarbeiter. Weiterbildung endet dort nicht mit dem 40. Geburtstag, denn berufliche Bildung muss in Zukunft über die gesamte Karriere verteilt werden. Deshalb werden auch die erfahrenen Mitarbeiter ausdrücklich in die Weiterbildung mit einbezogen.

Die Regeln für den Aufstieg sind die gleichen wie immer – aber anders als früher darf Karriere Spaß machen. Leistungsträger lernen in Zukunft nicht mehr nur im Schulungsraum, sondern überall und jederzeit, der Computer macht’s möglich. Dabei setzt die Metro auf Angebote, die sich bei Bedarf abrufen lassen. Wie zum Beispiel die Kassiererin, die zehn Minuten keinen Kundenverkehr hat, sie kann sich eine kleine Lerneinheit abrufen und diese auf dem Bildschirm ihrer Kasse anschauen.

Auszug aus dem Interview mit Personalvorstand der Metro AG Zygmunt Mierdorf von Axel Gloger 12.Januar 2008 „Die Welt“

Sprachen lernen hält geistig fit

Dass geistig und sozial rege Menschen im Alter mental eher fit bleiben, ist bekannt. Jetzt haben israelische Forscherinnen um Gitit Kave´ von den American Friends of Tel Aviv University dies auch für eine überaus nützliche Fähigkeit bestätigt: Wer zwei oder mehr Sprachen beherrscht, bleibt länger fit.

Dabei muss man nicht unbedingt zwei- oder dreisprachig aufgewachsen sein wie das Team im Fachmagazin „Psychology and Aging“ darlegt. Auch eine später in der Jugend oder im Erwachsenenalter gelernte Sprache wirkt gegen den geistigen Alterungsprozess.

Lernen hält geistig fit

Lernen hält geistig fit

Die Daten von mehr als 800 Senioren im Alter von 75 bis 95 Jahren hatten Kave´ und ihre Kolleginnen ausgewertet. Die Probanden waren zum einen gefragt worden, wie viele Sprachen sie sprächen, und wurden dann kognitiven Tests unterzogen. Die Forscherinnen verglichen die Ergebnisse jeweils mit der Anzahl der Sprachen, die jemand beherrschte.

Hierbei zeigte sich, dass die Senioren, die die meisten Sprachen konnten, auch die geistig aktivsten waren. „Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass man bei Mehrsprachigkeit vor geistigem Verfall geschützt ist,“ erläutert Gitit Kave´. „Aber eine zweite und dritte Sprache kann helfen, die guten Jahre zu verlängern.“

Die Forscherinnen überprüften auch, ob es nicht vielmehr die gute Schulbildung sei – in der ja auch Sprachen vorkommen – die für die geistige Fitness verantwortlich sei. „Wir haben festgestellt, dass Mehrsprachigkeit signifikant mit dem guten geistigen Zustand eines Menschen korreliert, auch bei Menschen, die gar keine besondere Bildung besaßen.“ Mehrsprachigkeit muss also auch nicht in der Schule entstanden sein. Viele Menschen beherrschen schon deshalb mehrere Sprachen, weil sie in einer Grenzregion leben.

Die Forscherinnen wollen jetzt der Frage nachgehen, ob der Effekt der Mehrsprachigkeit dadurch entsteht, dass man überhaupt jemals zwei oder mehr Sprachen gelernt hat, oder ob die ständige Nutzung mehrerer Sprachen das Entscheidende ist. Doch eines ist ganz sicher, so Gitit Kave: „Eine neue Sprache zu lernen kann nur gut sein.“

„Die Welt“  24. Juni 2008

Gibt es einen Zusammenhang zwischen guter Bildung und Gesundheit?

Eine Studie der Universitäten Bern und Zürich ergab, dass Schweizer und Schweizerinnen mit einem universitären Abschluss länger leben als ihre Mitbürger mit einer weniger guten Schulbildung.

In dieser Studie zur Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung wurde erstmals auch untersucht, wie sich die soziale Stellung Einzelner auf ihre Sterblichkeit auswirkt.

Das ernüchternde Ergebnis: Menschen mit Universitätsabschluss leben länger, als solche mit einfacher Schulbildung. Bei den Dreißigjährigen lag die Differenz der Lebenserwartung zwischen Männern mit einfachem und mit sehr hohem Bildungsgrad bei 7,1 Jahren. Bei gleichaltrigen Frauen betrug die Differenz nur 3,6 Jahre.

Gesundheit durch mehr Wissen

Gesundheit durch mehr Wissen

Die Ursachen dieses enormen Unterschiedes sehen die Experten in den Folgen der sozialen Ungleichheit: Menschen mit höherer Bildung würden in der Gesellschaft insgesamt bevorteilt.

„Niemand lebt einfach nur deshalb länger, weil er eine bessere Bildung absolviert hat“, erklärt Matthias Egger, Direktor des ISPM Bern. „Bildung umschreibt viele Aspekte des Lebens, wie zur Verfügung stehende finanzielle Mittel, soziales und berufliches Umfeld, Wissen und Umgang mit Risiken und dem Gesundheitswesen.“

Die Studienergebnisse sollten dazu genutzt werden, die sozialen Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft auszugleichen.

Die Wissenschaftler schlagen beispielsweise vor, dass Werktätige, die körperliche schwere Arbeiten verrichten – und in der Regel einen niedrigeren Bildungsstand haben, früher in Pension gehen dürfen als Akademiker und Akademikerinnen – und so rechnerisch gesehen auf eine ähnlich lange und gleichermaßen verdiente Rentenzeit blicken können.

Quelle: P.M. Mensch September 2006